Gestern machte ich mal wieder die Erfahrung, dass Inhalt und Intention einer Aussage bei Sender und Empfänger nicht immer identisch sind.
Keine neue Erkenntnis, schließlich sind Kommunikationsmodelle Bestandteil sowohl des Deutsch-LKs als auch der Mediengestalterausbildung und des Schreibstudiums. Nichtsdestotrotz wird man immer wieder Opfer von Missverständnissen.

Es begab sich also, dass Zwilling A sich den Arm brach und ins Krankenhaus musste. Nach Odyssee von Klinik zu Klinik, ambulanter Erstversorgung und Vereinbarung eines Kontrolltermins versorgte mich mein Mann mit Informationen, um diesen zweiten Termin wahrnehmen zu können:
„Direkt gegenüber der Klinik ist das Naturkundemuseum. Und das Coole ist, da ist ein riesiger Parkplatz, da kannst du kostenlos parken.“

Die Frau (also ich) fährt gestern mit Sohnemann, der sich entweder aufgrund seines benebelten Zustands am Unfalltag oder aufgrund der Pubertät sowieso an nichts mehr erinnern konnte, zur Klinik, biegt artig Richtung Naturkundemuseum ab und sucht den Parkplatz. Zu ihrer Rechten tut sich ein P&R-Parkplatz auf. Riesig ist anders, aber kostenlos ist er allemal und da nichts anderes in Sicht ist, wird der Wagen kurzerhand dort abgestellt.

Minuten später stapfe ich mit Zwilling A durch den beißenden Wind auf der Suche nach dem Klinikeingang. Der wartende Fahrer eines Einsatzwagens weist uns schließlich den richtigen Weg und ich wundere mich, warum mein Mann nicht hier, auf dem riesigen Parkplatz direkt an der Klinik, geparkt hatte letzte Woche.

Nach endlosen Stunden des Wartens, Röntgens, Herumlaufens und Gipsens können wir das Krankenhaus verlassen und uns wieder auf den Heimweg machen.

Zuhause wird die Situation wie folgt aufgeklärt:

Der Mann sagte:
„Direkt gegenüber der Klinik ist das Naturkundemuseum. Und das Coole ist, da ist ein riesiger Parkplatz, da kannst du kostenlos parken.“

Der Mann meinte:
„Direkt gegenüber der Klinik ist das Naturkundemuseum. Und das Coole ist, da (an der Klinik) ist ein riesiger Parkplatz, da kannst du kostenlos parken.“

Das Naturkundemuseum spielt also in dieser Aussage nur eine marginale Rolle und dient lediglich einer Präzision der Lagebeschreibung der Klinik.

Die Frau verstand:
„Direkt gegenüber der Klinik ist das Naturkundemuseum. Und das Coole ist, da (am Naturkundemuseum) ist ein riesiger Parkplatz, da kannst du kostenlos parken.“

Für die Frau war die Nennung des Naturkundemuseums von prioritärer Bedeutung, sonst hätte der Mann es ja nicht erwähnt. Und da auch der Eintritt ins Museum kostenfrei ist, lag es nahe, dass es sich bei dem kostenfreien Parkplatz um eine Einrichtung ebenjenes Museums handelte.

Nun gut, auch nach über zwanzig Jahren verläuft unsere Kommunikation nicht frei von Missverständnissen.

Was lernen wir daraus?

Gar nichts.

Es wird wieder passieren.

Aber immerhin sind wir so weit, dass wir uns bei Missverständnissen solcher Art zugestehen, dass beide im (Un-)Recht sind. ‚:-)