Am 10. Juni ist Welttag des Kugelschreibers:

Ode an den Kugelschreiber
Edle Hülse aus Metall
Hab dich immer in der Tasche
Ist ja besser – für den Fall

Formulare, Dokumente,
Aufsatz, Essay, Unterschrift
Immer gibt es was zu schreiben
Und da braucht man einen Stift

Zuverlässig schon seit Jahren
Tust du klaglos deine Pflicht
Ewig haltbar deine Mine
Und auch klecksen tust du nicht

Hab schon viele deiner Sorte
Immer wieder ausprobiert
Doch am Ende ganz eindeutig
Besser man mit dir notiert.


Mein Warum

Früher

War ich wild
Zu wild
Also wurde ich ruhiger

War ich laut
Zu laut
Also wurde ich leiser

War ich groß
Zu groß
Also macht‘ ich mich kleiner

War ich gut
Zu gut
Also macht‘ ich mich schlechter

War ich viel
Zu viel
Also wurde ich weniger

Mangel kommt von mancare
Verstümmeln, zum Krüppel machen

Heute

Zu ruhig, zu leise, zu klein, zu schlecht, zu wenig
Mangelhaft

Will doch nur gesehen werden, die Maske runternehmen, wieder wild, laut, groß, gut, viel sein

Ganz
Sehr gut


Feuer

Dieses Leuchten in mir, dieses Feuer
Möchte frei sein
Doch seine Kraft würde blenden,
Versengen, Vertreiben
Keine wärmende Glut
Sondern alles verzehrende Flammen
Aus Angst vorm Alleinsein
Sperre ich es ein
Decke es ab
Lasse es verhungern
Bis nur noch schwelende Asche übrig bleibt
Und statt nach außen zu strahlen
Mein Innen verbrennt
Bis die Leere
Das letzte Licht in mir verschluckt


Kirmestag

Bunte Lichter, Stimmengewirr, Gedrängel, Gerüche. Paradiesapfel, gebrannte Mandeln, Hydrauliköl, Schweiß, Parfum, Pomade. Riesige Einhörner an Schießbuden, Lebkuchenherzen mit vergänglichen Versprechen, fantastische Aussicht vom Riesenrad, es blinkt und blitzt an allen Ecken.

weiterlesen

Autoscooter kreiseln, rammen, driften. Vorwärts, rückwärts, seitwärts, rein. Ein Stock, ein Hut, ein Labyrinth.

Gruselhaus mit Schreckmomenten, Schiffschaukel mit Magen unterm Kinn, Spiegelkabinett mit verzerrter Selbstwahrnehmung. Lachen, Schaudern, Übelkeit, von vorne.

Essen, Trinken, hier gibt es noch etwas, da war ich noch nicht, ich möchte noch …

„Und noch eine Runde rückwärts … wärts … wärts.“

Willkommen in meinem Kopf.


Mein Leuchten

Möchte mein Leuchten
nicht verstecken
Möchte strahlen
bis zum Himmel hinauf
Könnte ich nur hinauslassen
was in mir ist
es würde laut auf der Welt
und ein bisschen leiser
in mir


Von fremden Mächten wunderbar geborgen

So behütet in euren starken Armen
Fest und warm an eurer Brust
Freundschaftlich beschützend umhüllt
Ach, könnte es doch immer so sein
Ihr wollt nur geben
Güte, Nähe, Wärme, Zuversicht
Haltet die Welt von mir fern
So kann ich Ich sein
Ohne haben wollen geben müssen
In Sicherheit vor viel laut
Geborgen im beruhigenden Atem der Nacht
Mit wohligem Seufzen einschlafen


Im Nebel

(für Ralf)

Nebel umhüllt mich, legt sich nasskalt auf meine Haut, nimmt mir die Sicht.
Ich kann kaum atmen, feuchte Trauer umklammert meine Brust.

Gestern, heute, morgen – alles wird konturlos im weißen Dunst. Da ist nur noch Schmerz.

Ich weiß, dass die Sonne scheint. Dass es Licht gibt und Wärme hinter dem Schleier.

Ich muss den Schatten durchwandeln, die Leere ertragen, den Schmerz in mich aufnehmen.

Ungeweinte Tränen brennen hinter meinen Augen, ich bin blind. Tastend bewege ich mich vorwärts, nicht wissend, was kommt. Doch ich muss diesen Weg gehen, es ist richtig. Deswegen gehe ich immer weiter.

Licht umfängt mich, schmeichelt meiner Haut, klärt meine Sicht.
Wärme umhüllt den Schmerz, nimmt ihm die Schwere, macht ihn zu einem Teil von mir.

Gestern, heute, morgen – ich erinnere, ich sehe, ich lebe.